Buchtipp: „Die Ländersammlerin“ von Nina Sedano

„Stichtag 30. September 2011. Ich bin 45 Jahre, sieben Monate und elf Tage alt – und ich habe es geschafft – endlich!“ So lauten der erste und der letzte Absatz des Buchs Die Ländersammlerin: Wie ich in der Ferne mein Zuhause fand. Die meistgereiste Frau Deutschlands erzählt von Nina Sedano, das mich das vergangene Wochenende von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat, und das ich euch heute wärmsten empfehlen möchte.

„Ich mag mich für meine Reiselust, die mein Leben so bereichert, nicht gegenüber einem Menschen entschuldigen müssen, der offensichtlich wenig Verständnis für meinen Lebensstil hat.“

Nina Sedano hat in 40 Jahren alle 193 von den Vereinten Nationen anerkannten Staaten der Welt bereist und nimmt uns in ihrem Buch nochmals mit zu den spannendsten Stationen ihrer Reise. Als Leser klettern wir mit ihr in Griechenland über Absperrgitter, schaukeln über windige Pisten im afrikanischen Busch, leiden mit bei beschwerlichen Visaangelegenheiten und verbünden uns mit ihr, quasi als Schwester im Geiste, wenn die Autorin über ihre Sehnsucht nach Reisen und der fernen Welt spricht und sich hierfür vor allem vor niemandem rechtfertigen möchte.

„Auf Reisen sauge ich die Eindrücke auf, wie ein Löschblatt die Tinte.“

Besonders spannend finde ich es, Nina Sedano in ihrem Buch durch Länder zu begleiten, für die ich selbst vermutlich nicht den Mut habe, sie je auf eigene Faust zu bereisen. So entdecke ich während meiner Lektüre entlegene Staaten wie Osttimor, Liberia, Sierra Leone und Afghanistan und begleite Sedano auf ihrer geführten Gruppenreise durch Nordkorea. Jeder Kontakt zu den Einheimischen wird hier strikt unterbunden, teilweise fühlt sich Sedano wie eine Komparsin in der Truman Show, alles wirkt inszeniert, als haben sich einige Leute absichtlich entlang der Reiseroute platziert, damit die westlichen Reisenden einen Eindruck eines scheinbar modernen Lebenstils erhalten. Nordkorea erscheint Sedano wie ein eigener Kosmos, ohne öffentliches Leben, ohne bunte Märkte, über die man tagelang schlendern könnte. Man bekommt als Leser nahezu das Gefühl, dass das Land es seinen touristischen Besuchern leicht machen möchte, nie wieder einen Fuß auf das Staatsgebiet setzen zu wollen.

„Wird ein Visum abgelehnt, weil man eine Frau ist oder dem Staatsdiener den Tagesablauf durcheinanderbringt, setze ich, statt an der Bürokratie des Landes zu verzweifeln, auf meinen Humor.“

Das Schöne, was mir recht schnell an diesem Buch und an der Autorin gefällt: Sedanos (Kurz-)Geschichten sind authentisch erzählt, sie schwärmt nicht nur von der Ferne und teils Fremde, sondern stößt durchaus auf ihren Reisen auf die eine oder andere Gefahrensituation. So schildert sie unter anderem ihren respektvollen, jedoch eloquenten Umgang mit Bettlern, stößt vor allem im arabischen Raum immer wieder speziell als alleinreisende Frau an ihre Grenzen und stellt ihren Lesern den einen oder anderen eigenartigen Reise- und Zimmergenossen vor, der ihre Wege durch die Welt kreuzt.

„Sobald es eine gemeinsame Sprache als Basis gibt, öffnen sich Tür und Tor.“

Nina Sedano besitzt alle Charaktereigenschaften, die es für solch ein gewagtes Reiseprojekt benötigt: sie ist sprachbegabt, offen gegenüber fremden Kulturen, hat den nötigen Humor aus einer misslichen Situation das Beste herauszuholen und ist spontan und flexibel, um notfalls die geplante Reiseroute auch mal komplett über den Haufen zu werfen. Auf den insgesamt 307 lesenswerten Seiten darf ich eine starke und mutige Frau begleiten, die am Ende eines jeden Kapitels, auch noch einen persönlichen Reisetipp des jeweiligen Landes für ihre Leser parat hält. Klasse!

„Unterwegs in der weiten Welt spüre ich mit jeder Faser, dass ich lebe und nicht nur existiere.“

Der Untertitel des Buches lautet zwar: „Wie ich in der Ferne mein Zuhause fand“, doch ich bekam während des Lesens eigentlich einen anderen Eindruck: sehr oft spricht Sedano von ihrer Heimat Deutschland, das sie immer wieder gerne zwischen ihren Reisen aufsucht und in das sie auch immer wieder zurückkehrt. Auch wird zwischen den Zeilen dem europäischen Leser bewusst, wie wertvoll es doch ist, einen Reisepass zu haben, der das (meist) unbeschwerte Reisen in alle Welt ermöglicht.

Mein Fazit

Ein durchaus lesenswertes und hilfreiches Buch, für alle, die selbst mit der Idee spielen bald eine Weltreise anzutreten sowie eine tolle, kurzweilige Lektüre für alle Reisejunkies und Globetrotter, die mit dem Fernweh-Gen zur Welt gekommen sind.

Ihr seid neugierig geworden? Dann könnt ihr hier das Buch direkt bestellen!

Nina Sedano: Die Ländersammlerin: Wie ich in der Ferne mein Zuhause fand. Die meistgereiste Frau Deutschlands erzählt. 320 Seiten, 14,95 Euro (D), ISBN: 9783944296203

 

 

 

 

 

 

 

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