Das Reisen ist Nina Sedanos große Leidenschaft. Ihr Leben in Frankfurt kann sich auf die Dauer nicht erfüllen und sie fasst einen mutigen Entschluss: Sie wird Geld ansparen, ihren Job aufgeben und alle 193 UN-Staaten bereisen. Voller Elan und Lebensfreude macht sie sich auf in die Ferne. Auf ihren Reisen erlebt sie Aufregendes, taucht in fremde Kulturen ein, knüpft Freundschaften, stößt manchmal an ihre Grenzen und lernt viel über das Leben, die Welt und sich selbst. Heute sind elf Reisepässe vollgestempelt und Nina Sedano kann von sich behaupten, die meistgereiste Frau Deutschlands zu sein – die perfekten Voraussetzungen, um in meiner Kolumne “10 Fragen an” mit dabei zu sein.
Frau Sedano, welche drei Dinge gehören auf Reisen unbedingt mit in Ihren Koffer?
Ohne den deutschen Reisepass kann ich nicht leben! Er ist mein ständiger Begleiter auf Reisen und macht mich zu dem, was ich bin. Mit ihm komme ich überall hin. Der Sinn meines Lebens hängt an ihm wie an keinem anderen Gegenstand. Auch wenn ich jede Menge an ihm auszusetzen habe und mir sein Äußeres nicht gefällt, schätze ich ihn sehr. Besonders stolz bin ich auf ihn, wenn er bis obenhin randvoll ist. Ist er aber zu alt, tausche ich ihn gnadenlos gegen einen Jüngeren aus. Nur ein einziges Mal kam er auf einer weiten Reise gleich am Anfang in den USA zu Schaden und hat mir viele Sorgen bereitet aus denen ich wiederum – wie immer – das Beste gemacht habe.
Ein Fotoapparat darf für mein Dasein als Ländersammlerin nicht zimperlich sein und muss sich mit seiner Technik unkompliziert den natürlichen Bedingungen auf der Welt anpassen. Weder hohe Luftfeuchtigkeit noch heißer Wüstensand sollten ihn den Geist aufgeben lassen. Wenn er im Tagesrucksack mit dem ganzen Inhalt in den Dreck fällt, muss er das auch anstandslos ertragen. Er soll viel aushalten, hart im Nehmen sein, aber trotzdem immer schöne Fotos hergeben. Nur in Nicaragua hat er mich in eine prekäre Situation gebracht. Und seit dreißig Jahren dient mein Lady Taschenkalender für meine alltäglichen Notizen, überall. Durch ihn lässt sich eine Menge nachvollziehen. Er ist mein Alibi und sagt mir wann, wo, mit wem in welchem Land ich was gemacht habe, um entschwundene Erinnerungen zusammen mit Fotos zurück in die gegenwärtigen Gedanken zu holen.
Wie müssen wir uns den Inhalt Ihrer Reiseapotheke vorstellen?
Ich habe für die Notsituation eine verpackte Einwegspritze, Mullbinden und Heftpflaster plus Schere dabei. Letzteres benötigte ich einmal dringend wie in meinem aktuellen Buch ‘Happy End’ zu lesen ist, aber das ganz Zeug lag im Gepäck, das ich am Mannheimer Bahnhof verstaut hatte. Außerdem schwöre ich auf Kamillentee. Er ist bei Erkältung, Magenverstimmung und sogar bei einem Gerstenkorn meine Medizin, sofern man kochend heißes Wasser bekommt. Auf der größten griechischen Insel Kreta wurde dies leider zum Problem in der Jugendherberge.
Gang oder Fensterplatz?
Ich sitze am liebsten an einem sauberen Fenster und genieße die Landschaft unserer wunderbaren Welt – egal ob im Flieger, im Zug oder Bus.
Welcher war bisher der schönste Ort, an dem Sie waren?
Der schönste Ort liegt für mich persönlich inmitten der Natur in Tansania. Neben der Serengeti mit seiner einzigartigen Tiermigration ist das der Ngorongoro-Krater – ein funktionierendes Ökosystem im Krater von einem Ausmaß von über 26.000 Hektar Fläche. Bei der rumpelnden Fahrt im Jeep auf der Piste über den Kraterrand hat man einen atemberaubenden Blick auf diesen und auf die Natur mehrere hundert Meter weiter unten, wo sich tausende wilder Tiere tummeln. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis!
Und was war Ihr bislang skurrilstes Reiseerlebnis?
Davon habe ich so viele … Mich fasziniert es, kontaktfreudigen, interessierten Menschen zu begegnen und mich mit ihnen auszutauschen. In Mandalay in Myanmar habe ich im Hostel eine Koreanerin kennen gelernt, die ich zufällig drei Monate später in Jaipur in Indien in einem Restaurant wiedergetroffen habe. Ich war mir nicht so sicher, ob sie es wirklich ist und habe sie angesprochen: „Do you know me?“ Sie sagte: „Yes.“
Welches Land haben Sie nach Ihrer Reise durch die 193 Staaten direkt noch ein zweites Mal bereist?
Ich habe eine Menge Länder zweimal und viele sogar mehrfach bereist. Seit Turkmenistan, meinem letzten Land der 193 UN-Staaten im Jahr 2011, war ich nicht so oft in der Welt unterwegs, weil ich an meinem Buch gearbeitet, einen Verlag gesucht habe und ruhiger geworden bin. Ich war eher in der BRD auf Achse. In Italien, Spanien, Portugal, Brasilien war ich auch wegen der Unesco-Welterbe, Sprachen, die ich spreche und gerne im Land mit Leuten anwende.
Verraten Sie uns Ihren persönlichen Favorit in Sachen “Reiselektüre”
Seit meiner Kindheit liebe ich Bücher und lese bzw. verschlinge sie. In meinem Rucksack, inzwischen eher ein Rollkoffer, finden sich Reiseführer, Sprachbücher, Sachbücher, Romane und Krimis. Persönlich empfehle ich gerne als Reiselektüre oder für daheim das Buch: Liebe in Zeiten der Cola. Von Brautraub bis Online-Dating – eine Weltreise zu den verrücktesten Liebesritualen von Peter Theisen.
Was ist Ihr Mittel gegen plötzliches Fernweh?
Reisen! Oder die nächste Reise im Kopf planen, die Route überlegen und was es auf dem Weg so alles zu sehen und zu tun für mich geben könnte. Ein weiteres Mittel ist, eine erlebte Geschichte aufzuschreiben, die mich – wenn auch nur in Gedanken – an die jeweiligen Orte zurückbringt.
Sie haben alle 193 Staaten der Vereinten Nationen bereist – was ist das schönste Andenken/Souvenir, das Sie auf Ihren Reisen erstanden haben?
Die besten Andenken sind schöne Erinnerungen an Erlebnisse mit Menschen (Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Austausch) und zahmen wie wilden Tieren überall auf der Welt – sie geben mir mehr als jeder gekaufte Gegenstand. Ich habe ein Stück Lava mitgebracht, das so heiß war, als ich es oben auf dem Vulkan Pacaya in Guatemala aufgehoben habe, dass ich es nicht in den Händen halten konnte.
Ein ganz besonders inniges Verhältnis besteht zu den afrikanischen Tieren (Elephant, Büffel, Nashorn, Löwe und Warzenschwein), die kunstvoll aus Speckstein gemeißelt aus Kenia nach und nach in meine persönliche Serengeti (Badezimmerfliesen von Villeroy&Boch) eingewandert sind.
Bitte vervollständigen Sie noch den folgenden Satz: Reisen bedeutet für mich …
Dankbarkeit, Liebe, Demut für die Artenvielfalt unserer Welt, so viel wie möglich vom endlichen Wunder Erde im unendlichen Universum zu entdecken, alles selbst erleben, riechen, schmecken und hören, meinen Horizont erweitern, mit Herz, Humor in fremde Kulturen eintauchen, Menschen und Tieren mit Respekt begegnen und aus jeder Situation das Beste machen – einfach: Leben!
Ihr wollt mehr über Nina Sedano und ihre Reiseabenteuer erfahren?
Die schönsten Geschichten und Reiseerlebnisse hat die Ländersammlerin Nina Sedano in ihrem gleichnamigen Buch veröffentlicht (hier gehts zur Rezension).