Bye bye Sommer – Herbstwanderung auf den Hochgrat

Heute bleibt der Koffer ausnahmsweise mal zu Hause, dafür packe ich meinen Wanderrucksack für die letzte Wandertour in diesem Jahr. Neben bequemen Wanderschuhe und hochwertigen Wandersocken ist noch genug Platz für ausreichend Proviant (Wandern macht hungrig und Ende Oktober haben die meisten Almen bereits geschlossen), Blasenpflaster, Sonnenbrille und GARMIN Navigationsgerät – falls mich die Wanderkarte von outdooractive.com im Stich lassen sollte.

Ich habe mir die Tour „Gratwanderung Hochgrat-Eineguntkopf“ im Allgäu ausgesucht. 14 Kilometer liegen vor mir, die ich in 6,5 Stunden bewältigen soll. Die Tourenbeschreibung ist insgesamt als „schwer“ umschrieben, was ich an diesem Tag als den idealen Schwierigkeitsgrad empfinde: eine anstrengende Arbeitswoche liegt hinter mir, ich saß viel im Büro und ich möchte mich jetzt an der frischen Luft bewegen und auspowern.

Auf geht’s nach Oberstaufen!

Startpunkt der Tour ist am Parkplatz der Hochgratbahn Talstation kurz hinter Oberstaufen. Die Hinfahrt ist bereits ein Traum. Die Sonne lacht, die Allgäuer Kühe mit ihren wuscheligen Ohren grasen gelassen auf den satten, grünen Wiesen und das gewaltige Bergpanorama, dem ich immer näher komme…einfach nur schön. Und ich bin nicht die Erste an diesem Tag, die auf den Hochgrat möchte. Der Parkplatz ist bereits dicht beparkt mit den Familienkutschen ausflugshungriger Wanderer, die diesen sonnigen Herbsttag, genauso wie ich, an der frischen Luft verbringen möchten. Die Massen stehen jedoch am Eingang zur Seilbahn – man kann nämlich auch binnen weniger Minuten auf den Hochgrat hinauffahren – und ich kann meine Wanderung abseits des Pulks in Richtung Obere Lauch Alpe beginnen.

2 1/4 Stunden geht es hinauf auf den Hochgrat

2 1/4 Stunden geht es hinauf auf den Hochgrat

Es geht stetig bergauf und binnen kurzer Zeit schäle ich mich aus meinem Zwiebellook. Das Wetter ist herrlich und nur ab und zu kreuzt ein anderer Wanderer oder ein Mountainbike Fahrer meinen Weg. Auch die Schmetterlinge und Bienen sind in Festtagslaune, es summt, brummt und zwitschert um mich herum und bald habe ich mein Lauftempo gefunden, in dem ich meinen Weg auf den Hochgrat einigermaßen entspannt bewältigen kann.

Nach 2 ¼ Stunden habe ich es geschafft

Stolz wie Bolle stehe ich an der Bergstation und genieße das herrliche Bergpanorama. Hier oben liegt schon richtig viel Schnee und die Stühle und Tische der Bergstation sind mit Sonnenhungrigen dicht besetzt. Hier treffen die verschwitzten Wanderer auf die parfümierten Seilbahnfahrer in der Schlange zur Essensausgabe: es gibt leckeren Kaiserschmarrn, stärkende Linsensuppe und deftige Currywurst – die perfekte Belohnung nach einem langen Aufstieg.

Endorphine satt - Der Traumausblick entschädigt den kräftezehrenden Aufstieg

Endorphine satt – Der Traumausblick entschädigt den kräftezehrenden Aufstieg

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Nach der Stärkung geht es nochmals bergauf: die Bergstation ist zwar geschafft, der Gipfel des Hochgrats ist aber nochmal 20 Minuten Aufstieg entfernt. Den Aufstieg lassen sich auch die Seilbahnfahrer nicht nehmen, die in ihren wanderuntauglichen Schuhen wie Flamingos durch die Eisfelder und Matschpfützen stelzen. Ein gehässiges Grinsen kann sich da wohl kaum einer der „richtigen Wanderer“ verkneifen.

Gipfelstürmerin auf 1.834 Metern

Gipfelstürmerin auf 1.834 Metern

Der Weg zurück ins Tal ist dann mit ein wenig Kraxeln verbunden. Die Strecke ist teilweise schon stark verschneit und ich nehme mir an der einen oder anderen vereisten Klippe fest vor, mir für die kommende Saison ein Paar Wanderstöcke zuzulegen. Ich laufe zunächst über den Bergrücken des Hochgrats und genieße den tollen Ausblick auf die verschneiten Berge. Später geht es bergab, entlang an rauschenden Wasserfällen, über wurzelbesäte Waldböden und entlang von Bergwiesen und verwaisten Almhütten. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit bin ich zurück am Ausgangspunkt, dem Parkplatz an der Talstation, vollkommen ausgepowert, überladen mit Glückshormonen und mit einem kleinen weinenden Auge, dass für die kommenden Wochen und Monate nun erstmal die Wanderschuhe in den Keller geräumt werden.

Mein Fazit:

+

Eine tolle Rundtour mit grandiosem Bergpanorama
Die ganzjährige Bewirtschaftung der Bergstation ist definitiv ein Pluspunkt – man kann sich ja nicht nur von Keksen ernähren…
Die Beschilderung ist super, GARMIN hätte bei dieser Tour zu Hause bleiben können
Für Lauffaule bzw. Familien mit kleinen Kindern ist es natürlich klasse, dass man auch mit der Seilbahn auf den Hochgrat fahren kann

Der Parkplatz ist leider nicht kostenfrei (3 Euro / Tag)
Die Wanderung auf den Hochgrat ist jetzt nicht wirklich ein Geheimtipp und man ist nicht alleine unterwegs
Leider waren die Almen auf der Strecke nicht mehr bewirtschaftet und der Schnee hat die Tour teilweise zu einer rutschigen Angelegenheit gemacht – dies ist aber für Ende Oktober / Anfang November auch absehbar, ich muss mich das nächste Mal einfach etwas besser mit Wanderutensilien ausrüsten.

 

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