Mein Herz schlägt für Pinguine. Seit ich mich erinnern kann, waren die tollpatschig watschelnden Frackträger immer ein Highlight bei elterlichen Ausflügen in den Zoo. Auch heute, ein paar Jährchen später (…), bin ich noch immer fasziniert von den Tieren. Daher bin ich auch eine der (vermutlich) wenigen Südafrikareisenden, die freiwillig auf eine Safari zu den sogenannten „Big 5“ (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) verzichtet. Anstelle ins Landesinnere, zu den großen Safari-Parks zu fahren, mache ich mich auf an die Küste nach Gansbaai, dem Wal-Eldorado Südafrikas. Mein Ziel: ich möchte heute Pinguine in freier Wildbahn erleben!
Die Orte Hermanus und Gansbaai zählen zu den bekanntesten Walrevieren Südafrikas. Anstelle also einer 08/15 Safari in das Hinterland, schließe ich mich einer maritimen Safari mit dem Veranstalter Dyer Island Cruises an. Um 7:45 Uhr holt mich der Fahrer von meinem Hotel im Zentrum Kapstadts ab. Vor mir liegen rund 2,5 Stunden Autofahrt. Wir passieren auf der Fahrt Landschaften und Regionen, die mich spontan an Kanada und Nordamerika erinnern: dunkelblaue Bergseen, tiefgrüne Nadelwälder, in der Ferne glitzert der Atlantik in der Morgensonne. Dann wieder Weinberge, Palmen, ein wilder Affe läuft, von unserem Auto aufgeschreckt, im Zickzackkurs über die Straße.
Pünktlich, nach 2,5 Stunden Autofahrt, erreichen wir Gansbaai. Nach einer kurzen Lektion in Safety-Instructions und dem Anlegen unserer Schwimmwesten, versorgt uns Meeresbiologin Sandra noch mit den wichtigsten Facts rund um das maritime Leben in der Bucht. Auf der rund zweistündigen Tour werden wir, mit ein wenig Glück, Wale, Delphine, Seelöwen, Pinguine und sogar Haie zu Gesicht kriegen. Um ja keines der Tiere zu verpassen, wird uns Wildlife-Spotter Kira begleiten: der breit grinsende Einheimische ist Experte auf seinem Gebiet und wird uns auf der Tour auf die Tiere aufmerksam machen.
Und los geht’s!
Wir hüpfen mit unserem Boot über die Wellen und lassen unsere Haare vom Fahrtwind zerzausen. Als die Häuschen von Gansbaai nur noch stecknadelgroß zu erkennen sind, bezieht Wildlife-Spotter Kira seine Position am Bug des Schiffes. Jetzt heißt es aufmerksam die Wasseroberfläche beobachten.
Und dann sehen wir sie. Die ersten Delphine schwimmen um unser Boot. Es muss eine ganze Familie sein, die uns ein stückweit begleitet.
Ein paar Minuten später nähern wir uns einem zweiten Boot
An der einen Seite ist ein Tauchkäfig befestigt, in dem sich rund zehn Personen in Neoprenanzügen befinden. Möwen kreisen um das Boot, auf dem ein Mitarbeiter permanent feines Fischfutter ins Wasser rieseln lässt. Die so angelockten Fische sollen wiederum als Köder für die Haie dienen. Und dann bewegt sich etwas Dunkles unter der Wasseroberfläche. Ein Raunen geht durch den Käfig und für ein paar Sekunden werden die Insassen unter Wasser getaucht und blicken dem Hai direkt in die Augen. Schluck, schon alleine von meiner sicheren Position vom Nachbarboot aus habe ich eine Gänsehaut.
Nach diesem Adrenalinkick der etwas anderen Art setzen wir unsere maritime Safari fort und irgendwann wird die salzig-frische Seeluft durch einen beißenden Geruch überlagert. Schon einige Meter bevor wir sie sehen können, hören und riechen wir sie: eine riesige Kolonie von Seelöwen, die sich zu hunderten auf einem Felsen in der Sonne aalen. Sie rülpsen, bellen, rufen und schreien um die Wette, toben im Wasser oder schubsen sich gegenseitig mit einer kräftigen Halsbewegung von den Felsen. Trotz des etwas strengen Geruchs, ist es eine Wonne, den Tieren zuzusehen. Wie viel schöner ist es doch, die Tiere in freier Wildbahn zu erleben, als von Menschen eingesperrt, in einem kleinen Aquarium im Tierpark.
Auf meiner Rückfahrt komme ich dann noch in den Genuss meine ersten Pinguine in freier Wildbahn zu sehen.
Mit einigem Sicherheitsabstand zu den Seelöwen und zu unserem Boot bevölkern sie einen weiteren Felsen und beobachten uns aufmerksam durch ihre schwarzen Äuglein. Einst zählte man hier an Südafrikas Westküste über 23.000 brütender Paare. Heute sind es, auf Grund von natürlichen Feinden, Klimaerwärmung, Meeresverschmutzung und Fischerei, gerade noch 800 Paare.
Aus diesem Grund eröffnete im Februar 2015 das sogenannte African Penguin and Seabird Sanctuary, nur ein paar Gehminuten vom Strand entfernt.
Es ist eines der weltweiten Vorzeigeprojekte, was die Heilung und Rehabilitation von Pinguinen angeht. Kranke Pinguine werden hier versorgt und wieder aufgepäppelt, dehydrierte Jungtiere, die von ihren Familien getrennt wurden, werden fürsorglich aufgezogen, Seelöwenbisse geheilt und Öl-verschmiertes Gefieder gesäubert. Nach rund zwei Wochen sind die Tiere im Durchschnitt wieder fit und werden wieder in die Freiheit entlassen.
Und auch die Informationsarbeit spielt im Center eine wichtige Rolle
Vor wenigen Jahren galten in Südafrika Pinguineier noch als Delikatesse. Die Nester an den Stränden wurden geplündert und die Population schrumpfte mit der Zeit auf beängstigende 38.000 Tiere (zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es mehr als zwei Millionen Pinguine in Südafrika). Heute klären Filme und Informationstafeln die Besucher über die akute Gefährdung der Tiere auf. Auch kann man für günstige 1.000 Rand (etwa 62 Euro) eine Pinguin-Patenschaft übernehmen und die Arbeit des Sanctuarys mit Spenden unterstützen. Und: es gibt hier den wohl größten Pinguin-Souvenirshop rund um Kapstadt!
Ein Highlight habe ich mir für den Schluss aufgehoben
Die Fahrt an den Boulders Beach zwischen Simon’s Town und Cape Point. Boulders Beach zählt zu einem der schönsten Strände der Kaphalbinsel und ist der einzige Ort auf der Welt, an dem Pinguine in freier Wildbahn aus nächster Nähe beobachtet werden können. Seit 1998 gehört Boulders Beach zum Table Mountain Nationalpark, der neben Tafelberg und Cape of Good Hope Nature Reserve große Teile der Kaphalbinsel umschließt.
Auf Bohlenpfaden gelangt man zum weißen Sandstrand auf dem heute rund 3.000 Pinguine leben. Hier wird in nächster Nähe gebrütet, gewatschelt, gefaulenzt und geschnäbelt.
Ein absolutes Highlight für alle Natur- und Tierfreunde!
Die Reise beruht auf einer Kooperation mit Turkish Airlines und spiegelt die Meinung der Autorin wieder.